Unterbewusstsein

 
Bis du dir des Unterbewussten bewusst bist, wird es dein Leben bestimmen und du wirst es Schicksal nennen.
— Carl Gustav Jung

Um die Funktionsweise des Unterbewussten verständlich zu machen, verwende ich ein Lernbeispiel aus unserem Leben, das die meisten kennen: Autofahren lernen. (Falls du nicht autofahren kannst, nimm für dich ein anderes Beispiel wie Fahrrad-, Ski-, Schlittschuhfahren oder Seilspringen.)

Erinnerst du dich noch an deine erste Fahrstunde oder an deine erste Fahrerfahrung? Daran, wie komplex dir damals diese vielen einzelnen Handlungen wie Zünden, Kuppeln, Schalten, Blinken, Steuern, Spiegel und Verkehr beachten usw. erschienen sind und wie du dich dabei überfordert gefühlt hast? Doch nach wenigen Dutzend Fahrstunden konntest du schon ordentlich fahren.

Wie lernt der Verstand, mit dieser komplexen Aufgabenflut umzugehen? Nun, der Verstand kann es eigentlich gar nicht lernen, denn er ist nicht dafür geeignet, komplexe Aufgaben zu bewältigen. Seine Stärken sind lineare und abstrakte Aufgaben. Das Komplexe delegiert er ans Unterbewusstsein! Dafür sind diese zahlreichen Übungsstunden notwendig.

Wenn du heute mit Leichtigkeit in dein Auto steigst und während des Ausparkens noch entspannt das Radio einschaltest, ist es also dein Unterbewusstsein, das diese vielen Funktionen steuert.

Vielleicht kennst du auch die Erfahrung des Linksverkehr (u.a. in Grossbritannien) und die damit verbundene Überforderung, der wir dadurch neuerlich begegnen. Auch in diesem Fall muss vorübergehend der Verstand wieder das Steuer übernehmen (daher das Gefühl der Überforderung), um die Aufgabe nach einigen Tagen wieder ans Unterbewusstsein zu delegieren).

Genauso verhält es sich auch mit anderen komplexen Mustern, mit denen unser Verstand überfordert war, wie mit dem Umgang von Reizen von aussen (z.B. dem Abschied nehmen von Elternteilen) , die von uns eine angemessene Reaktion (Trauer, Verlustangst usw.) erfordern. So, wie wir mit diesen Erfahrunge als Kind umzugehen gelernt haben, verhalten wir uns noch heute, auch wenn sich die äusseren Umstände drastisch verändert haben. Damals waren wir von unseren Eltern existenziell abhängig, eine Angst war also durchaus legitim, so sind wir heute erwachsen und können uns mit Leichtigkeit selbst versorgen. Trotzdem reagiert unser Unterbewusstsein auf die Erfahrung von Abschied noch mit dem gleichen “Programm” wie damals: Verlustangst und allen damit verbundenen Emotionen!

In diesem Fall ist also ein Neulernen (“Linksverkehr”) angebracht.